nets21 – Kolloquium

Kolloquium 05: Projektpräsentationen „Sprache lernen – Lehrpersonen und Schüler:innen im Fokus“

11.12.2023, PHZH, LAD-005

Informationen

Anmeldung bis 03. Dezember an: claudia.hefti@phtg.ch

Inhalte

Das fünfte Kolloquium widmet sich der Vertiefung in Forschungsprojekte mit zwei ganz unterschiedlichen Schwerpunkten:

Dr. Olivia Rütty-Joy (Université de Fribourg) thematisiert in ihrer Projektpräsentation die Sprachlerneignung von Fremdsprachenlehrpersonen und leitet daraus mögliche Korrelationen mit dem Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern ab. Im Doktoratsprojekt von Jonathan Tadres (PH Zug) werden hingegen peer-interaktive Gespräche von Primarschüler:innen in den Blick genommen, die in sog. Schreibkonferenzen über Orthografie sprechen. Diese Interaktionsprozesse werden anschliessend stufenübergreifend verglichen.

Bei diesen Projektpräsentationen sollen weitere Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte sowohl auf Post-Doc-Stufe als auch des forschenden Nachwuchses gewonnen werden.

Zum Abschluss des Kolloquiums folgt eine kurzer Ausblick auf weitere Aktivitäten des nets21 sowie ein informeller Ausklang beim gemeinsamen Apéro.

Organisation

Rebekka Studler, Judith Kreuz, Claudia Hefti,
Afra Sturm, Stefan Hauser, Dieter Isler, Britta Juska-Bacher, Hansjakob Schneider

Programm

Montag, 11.12.2023

13:45

Begrüssung durch die Geschäftsstelle und die Kerngruppe

13:45 – 15:15

Projektpräsentation I

Sprachliche Richtigkeit durch Interaktion. Ein stufenübergreifender Vergleich von Überarbeitungsprozessen während Schreibkonferenzen

Jonathan Tadres (PH Zug)
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15:15 – 15:45

Kaffeepause

15:45 – 17:15

Projektpräsentation II

Do talented and experienced L2 learners make good L2 teachers? On the interplay of L2 teachers’ language aptitude scores and their students’ L2 learning success

Dr. Olivia Rütti-Joy (Université de Fribourg)
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ab 17:15

Ausblick & Ausklang

Ausklang mit informellem Austausch bei einem anschliessenden gemeinsamen Apéro

Abstracts Fachvorträge

Jonathan Tadres, PH Zug: „Sprachliche Richtigkeit durch Interaktion. Ein stufenübergreifender Vergleich von Überarbeitungsprozessen während Schreibkonferenzen“

Der Vortrag stellt meine Dissertation und erste Ergebnisse aus der Pilotierung vor. Die Ziele der Studie sind (1) die Rekonstruktion von sprachlichen Textüberarbeitungsprozessen während Schreibkonferenzen in unterschiedlichen Schulstufen und (2) der stufenübergreifende Vergleich ebendieser Prozesse.

Die Studie knüpft an Desiderate unterschiedlicher deutschdidaktischer Forschungsgebiete an: Schreibdidaktische Konzepte gehen davon aus, dass Schüler:innen die Überarbeitungsphase u.a. dazu nutzen sollen, um Sprachrichtigkeit in ihren eigenen Texten herzustellen (vgl. z.B. Lindauer & Schmellentin, 2017, S. 30). Die Revisionsforschung konnte in unterschiedlichen Studien zeigen, dass Schreibkonferenzen mit Blick auf die Sprachrichtigkeit eine beachtliche Menge an Überarbeitungen ermöglichen (vgl. z.B. Senn et al., 2005; Lipowsky et al., 2013; Reichardt et al., 2014; Eckermann, 2017; Kruse & Reichardt, 2018; Bär, 2021). Dieser Umstand ist vor allem aus orthografiedidaktischer Perspektive – die sich schon lange der Frage widmet, welchen Einfluss grammatisches Wissen auf sprachliche Richtigkeit hat (vgl. z.B. Funke, 2014) – interessant: An Überarbeitungsgesprächen lässt sich beobachten, (a) welches Wissen die Schüler:innen im Gespräch für die sprachliche Richtigkeit als relevant setzen und (b) ob sich im stufenübergreifenden Vergleich Unterschiede in diesem Wissen beschreiben lassen.  

Methodisch an der interaktionalen Diskursanalyse orientiert, beschreibt die Studie Jobs – also Bedingungen, die für das Überarbeiten notwendig sind –, semantisch-pragmatische Mittel und die sprachlichen Formen der Überarbeitungssequenzen (Hausendorf & Quasthoff, 1996; Quasthoff et al., 2020). Derart soll der Überarbeitungsprozess der Schüler:innen sichtbar und das verwendete grammatisch-orthographische Wissen beschreibbar gemacht werden.

Für diese Studie werden Schreibkonferenzen aus unterschiedlichen Deutschschweizer Kantonen gefilmt (je ca. 12 Schreibkonferenzen auf der Primar- und den Sekundarstufen I und II). Die Rekonstruktion der Gespräche kann dabei nur gelingen, wenn das multimodale Handeln der Schüler:innen nachvollziehbar wird. Aus diesem Grund werden 360°-Kameras verwendet, sowie die Schüler:innen-Texte vor und nach der Schreibkonferenz erhoben. Für den Vortrag werden liegen ausschliesslich Daten aus den Sekundarstufen I und II vor.

Literatur

Bär, C. (2021). Textproduktion in Interaktion: Eine Studie zum kollaborativen Schreiben in der Grundschule. Peter Lang GmbH, Internationaler Verlag der Wissenschaften.

Eckermann, T. (2017). Kinder und ihre Peers beim kooperativen Lernen: Differenz bearbeiten – Unterschiede herstellen (1st ed. 2017.). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15752-4

Funke, R. (2014). Grammatikunterricht, grammatisches Wissen und schriftsprachliches Können. In H. Gornik (Hrsg.), Deutschunterricht in Theorie und Praxis. (DTP). Handbuch zur Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in elf Bänden. 6. Sprachreflexion und Grammatikunterricht (S. 429–454). Schneider Hohengehren.

Hausendorf, H., & Quasthoff, U. M. (1996). Methodische Grundlagen: Ethnomethodologische Konversationsanalyse. In H. Hausendorf & U. M. Quasthoff (Hrsg.), Sprachentwicklung und Interaktion: Eine linguistische Studie zum Erwerb von Diskursfähigkeiten (S. 116–123). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11463-5_6

Kruse, N., & Reichardt, A. (2018). Von Kritikern zu Ko-Autoren—Zur Sozialität des Schreibunterrichts oder: Wie Grundschulkinder gemeinsam an. Mit Texten arbeiten. In C. Bär & B. Uhl (Hrsg.), Texte schreiben in der Grundschule: Zugänge zu kindlichen Perspektiven (S. 181–204). Fillibach bei Klett.

Lindauer, T., & Schmellentin, C. (2017). Rechtschreibung: System, Kompetenzen und Erwerb. In M. Philipp (Hrsg.), Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben (S. 20–35). Beltz Juventa.

Lipowsky, F., Herrmann, M., Ludwig, M., Eckermann, T., Heinzel, F., & Kruse, N. (2013). Textrevisionen im Grundschulunterricht—Welchen Einfluss haben die Lernumgebung und die soziale Kohäsion der Gruppe? In Unterrichtswissenschaft (Bd. 41, Nummer 1, S. 38–56).

Quasthoff, U., Heller, V., & Morek, M. (2020). Glossar – Diskurskompetenz und diskursive Partizipation. In Glossar – Diskurskompetenz und diskursive Partizipation (S. 35–42). De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110707168-003

Reichardt, A., Kruse, N., & Lipowsky, F. (2014). Textüberarbeitung mit Schreibkonferenz oder Textlupe. Zum Einfluss der Schreibumgebung auf die Qualität von Schülertexten. In Didaktik Deutsch (Bd. 19, Nummer 36, S. 65–85).

Senn, W., Lötscher, H., & Malti, T. (2005). Selbst- und Fremdbeurteilungsprozesse bei gemeinsam lernenden Schülerinnen und Schülern. Eine Studie zum kooperativen Lernen und Beurteilen in Schreibkonferenzen. https://edudoc.ch/record/3524/files/zu06013.pdf

Dr. Olivia Rütti-Joy, Université de Fribourg: "Do talented and experienced L2 learners make good L2 teachers? On the interplay of L2 teachers’ language aptitude scores and their students’ L2 learning success"

L2 learning is a complex, non-linear, and multifaceted process that is influenced by, among others, teacher- and learner-related factors. On the learners’ side, language aptitude (LA) is considered a key component of L2 learning success (Stansfield & Winke, 2008), correlating with general L2 proficiency at around .50 and explaining roughly 25% of the variance (Berthele & Udry, 2021; Li, 2016, 2019). As a subset of cognitive abilities related to general intelligence (Carroll, 1964), LA is traditionally conceptualised as a stable ability independent of previous L2 learning experience (Carroll, 1993; Skehan, 1998). Recent research, however, has shown that LA may develop with increasing experience (Eisenstein, 1980; Grigorenko et al., 2000; McLaughlin, 1990; Sáfár & Kormos, 2008). While empirical studies are still scarce, they generally confirm the constructs’ malleability (Sáfár & Kormos, 2008). On the teachers’ side, critical elements of teachers’ professional knowledge (cf. Shulman, 1986, 1987), L2 competences (general and profession-related, cf. Rütti-Joy, 2022), and pedagogical beliefs, values and thinking, affect their teaching effectiveness and thus their students’ learning (Öztürk & Yıldırım, 2015; Richards, 2010). Other influencing factors include teachers’ prior language learning experience (Borg, 2006) and linguistic intelligence (Armstrong, 2009). From the perspectives of socio-constructivist learning, lifelong learning (cf. Billett, 2018; Poquet & de Laat, 2021) and continuous professional development (i.e., lifelong education, cf. Billett, 2018; Kuster et al., 2014), l2 teachers can be seen to remain l2 learners who continuously develop their l2 abilities, their learning capabilities, and their teaching competences. Based on the premise that both L2 teaching effectiveness and LA scores can be influenced by prior l2 learning experience, the question arises whether these aspects correlate with their learners’ L2 attainment. The following research questions are to be investigated:

  • RQ1: What correlations can be identified between L2 teachers’ LA scores, language proficiency and their learners’ L2 learning success?
  • RQ2: To what extent is the LA construct measured on the sample stable or malleable?
  • RQ3: What correlations between teachers’ LA scores and their L2 proficiency can be identified over the course of one academic year?
  • RQ4: To what extent does teaching quality mediate L2 teachers’ and their learners’ LA and L2 proficiency over the course of one academic year?

The study is to take place over the course of one school year. Adolescent students who start learning a new foreign language as part of their elective subjects in upper secondary school (i.e., beginners) and their respective teachers (adult “learners”) are to constitute the sample for this study. Teachers’ and learners LA’ scores and L2 proficiency are to be measured both at t1 (beginning of the school year) and t2 (end of the school year). In addition, a student questionnaire on teaching quality (Fauth et al., 2019) and a teacher questionnaire on applied teaching materials and methods are to be administered at t2 to control for some of the potential moderating variables. Correlational analyses are to be conducted post data collection.

References:

Armstrong, T. (2009). Multiple intelligencesin the classroom (3. Aufl.). Association for Supervision  and Curriculum Development.

Berthele, R., & Udry, I. (Hrsg.). (2021). Individual differences in early instructed language learning: The role of language aptitude, cognition, and motivation. Language Science Press. http://langsci-press.org/catalog/book/313

Billett, S. (2018). Distinguishing lifelong learning from lifelong education. Journal of Adult Learning, Knowledge and Innovation, 2(1), 1–7. https://doi.org/10.1556/2059.01.2017.3

Borg, S. (2006). Understanding foreign language teachers’ practical knowledge: What’s the role of prior language learning experience? Journal of Language and Linguistic Studies, 3(1), Article 1. https://www.jlls.org/index.php/jlls/article/view/45

Carroll, J. B. (1964). The prediction of success in intensive foreign language training. In Training research and education (S. 87–136). University of Pittsburgh Press.

Carroll, J. B. (1993). Human cognitive abilities: A survey of factor-analytic studies. Cambridge University Press.

Eisenstein, M. (1980). Childhood bilingualism and adult language learning aptitude. International Review of Applied Psychology, 29, 159–174.

Fauth, B., Decristan, J., Decker, A.-T., Büttner, G., Hardy, I., Klieme, E., & Kunter, M. (2019). The effects of teacher competence on student outcomes in elementary science education: The mediating role of teaching quality. Teaching and Teacher Education, 86, 1–14. https://doi.org/10.1016/j.tate.2019.102882

Grigorenko, E. L., Sternberg, R. J., & Ehrman, M. E. (2000). A Theory-Based Approach to the Measurement of Foreign Language Learning Ability: The Canal-F Theory and Test. The Modern Language Journal, 84(3), 390–405.

Kuster, W., Klee, P., Egli Cuenat, M., Roderer, T., Forster-Vosicki, B., Zappatore, D., Kappler, D., Stoks, G., & Lenz, P. (2014). Berufsspezifisches Sprachkompetenzprofil für Fremdsprachenlehrpersonen der Primarstufe und der Sekundarstufe I. Pädagogische Hochschule St. Gallen. https://www.phsg.ch/forschung/projekte/berufsspezifische-sprachkompetenzprofile-fuer-lehrpersonen-fuer-fremdsprachen

Li, S. (2016). The construct validity of language aptitude: A meta-analysis. Studies in Second Language Acquisition, 38(4), 801–842. https://doi.org/10.1017/S027226311500042X

Li, S. (2019). Six Decades of Language Aptitude Research. In Z. (Edward) Wen, P. Skehan, A. Biedroń, S. Li, & R. L. Sparks (Hrsg.), Language Aptitude: Advancing Theory, Testing, Research and Practice. (S. 78–96). Routledge. https://doi.org/10.4324/9781315122021-5

McLaughlin, B. (1990). The relationship between first and second languages: Language-proficiency and language aptitude. In B. Harley, P. Allen, J. Cummins, & M. Swain (Hrsg.), The Development of Second Language Proficiency (S. 158–178). Cambridge University Press.

Öztürk, M., & Yıldırım, A. (2015). English as a Foreign Language Instructors’ Cognitions on Language Learning Processes and Factors Affecting Those Cognitions. Egitim ve Bilim, 40(182), 171–192. https://doi.org/10.15390/EB.2015.4776

Poquet, O., & de Laat, M. (2021). Developing capabilities: Lifelong learning in the age of AI. British Journal of Educational Technology, 52(4), 1695–1708. https://doi.org/10.1111/bjet.13123

Richards, J. C. (2010). Competence and Performance in Language Teaching. RELC Journal, 41(2), 101–122. https://doi.org/10.1177/0033688210372953

Rütti-Joy, O. (2022). Fostering and Assessing Pre-Service English Teachers’ Oral Teacher Language Competence Through an Assessment Rubric and Peer Feedback: An LSP Approach. In Institut für Mehrsprachigkeit: Bd. Doctor of Philosophy. Université de Fribourg.

Sáfár, A., & Kormos, J. (2008). Revisiting problems with foreign language aptitude. 46(2), 113–136. https://doi.org/10.1515/IRAL.2008.005

Shulman, L. (1986). Those who understand: Knowledge growth in teaching. Educational   Researcher, 15, 4–14.

Shulman, L. (1987). Knowledge and teaching: Foundations of the new reform. In Harvard Educational Review (Bd. 57, Nummer 1, S. 1–22).

Skehan, P. (1998). A cognitive approach to language learning. Oxford University Press.

Stansfield, C. W., & Winke, P. M. (2008). Testing Aptitude for Second Language Learning. In N. H. Hornberger (Hrsg.), Encyclopedia of Language and Education (S. 2226–2239). Springer US. https://doi.org/10.1007/978-0-387-30424-3_169

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