nets21 – Kolloquium

Kolloquium 02: Projektpräsentation und Datensitzung

08.11.2022, PHZH, LAD 004

Informationen

Anmeldung an judith.kreuz@phzg.ch

Inhalte

Das zweite Kolloquium widmet sich der Vertiefung in die Forschungsprojekte der Mitglieder.

Bei einem Fachvortrag mit anschliessender Diskussion zum Thema „Wortschatz – Bedeutung, Erwerb und Förderung auf der Unterstufe“ soll ein weiterer Einblick in ein aktuelles Forschungsprojekt zur Schulsprache gewonnen werden.

In den sich anschliessenden Datensitzungen steht die Analyse von Unterrichtsprozessen im Mittelpunkt. Im ersten Teil der Datensitzung werden Audiodokumente und Transkripte aus dem SNF-Projekt BASCH vorgestellt und hinsichtlich ihres forschungsmethodischen Zugangs diskutiert. Im zweiten Teil wird mittels Videoaufnahmen ein sequenzanalytisches Verfahren aus dem Projekt EmTiK veranschaulicht. Danach besteht Gelegenheit für eine Diskussion der Potenziale und Grenzen dieser Zugänge für fachdidaktische Forschung.

Zum Abschluss des Kolloquiums folgt eine kurze gemeinsame Diskussion sowie ein informeller Ausklang.

Organisation

Rebekka Studler, Judith Kreuz, Claudia Hefti,
Afra Sturm, Stefan Hauser, Dieter Isler, Britta Juska-Bacher, Hansjakob Schneider

Programm

Dienstag, 08. November 2022

13:30 – 14:40

Begrüssung durch die Geschäftsstelle und die Kerngruppe

13:40 – 15:10

Fachvortrag 

Wortschatz
Einblicke in Bedeutung, Erwerb und Förderung auf der Unterstufe

Prof. Dr. Britta Juska-Bacher (PHBern)
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15:10 – 15:30

Kaffeepause

15:30 – 17:30

Datensitzungen

Unterrichtsprozesse analysieren
Zugänge der schulsprachdidaktischen Forschung

Prof. Dr. Hansjakob Schneider (PHZH) & Prof. Dr. Afra Sturm (PH FHNW)
Claudia Hefti (PHTG) & Prof. Dr. Dieter Isler (PHTG)
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ab 17:30

Ausklang

Ausklang mit informellem Austausch bei einem anschliessenden gemeinsamen Apéro

Abstracts Fachvorträge

Prof. Dr. Britta Juska-Bacher, PH Bern: „Wortschatz - Einblicke in Bedeutung, Erwerb und Förderung auf der Unterstufe“

Wenn auch aus sprachdidaktischer Sicht seit einigen Jahren die zentrale Bedeutung des Wortschatzes als Grundlage für alle Sprachlernbereiche (z. B. Steinhoff 2009) betont und eine „Wortschatzwende“ gefordert wird (Kilian & Eckhoff 2015: 1), fanden diese Rufe in der Forschung – im Gegensatz zur Erforschung im frühen Kindesalter – bisher wenig Gehör.
Im Vortrag werden Einblicke in verschiedene Aspekte zweier Forschungsprojekte gegeben, die Wortschatz auf der Unterstufe thematisiert haben. Das kürzlich abgeschlossene SNF-Projekt „Die Entwicklung von Wortschatz und Lesen“ (EnWoLe, 2017–2022) hat in einem quantitativen Teil Kinder mit Deutsch als Erstsprache (1.-3. Schuljahr, N = 350) fokussiert und ist der Frage nach der Bedeutung ihres Wortschatzes für das frühe Lesen nachgegangen. In einem qualitativen Teil ist zudem untersucht worden, welche Hinweise Drittklässler_innen bei der Entschlüsselung von unbekannten Wörtern beim Lesen nutzen, um eine erste Bedeutungshypothese zu bilden (N=55). Diese erste Bedeutungszuweisung stellt einen wichtigen Schritt für den Wortschatzerwerb dar, der ab dem dritten Schuljahr, wenn ein grosser Teil der Kinder flüssig liest (Biemiller 2012), zu einem immer größer werdenden Teil beiläufig beim Lesen erworben wird (Nation 2015).
Die quantitativen Auswertungen der EnWoLe-Daten haben sowohl für die L1-Kinder als auch für eine zusätzliche Stichprobe von L2-Kindern (N=55) gezeigt, dass die Leseleistungen deutlich von den Wortschatzkompetenzen beeinflusst werden. Die tieferen Leseleistungen der L2-Kinder liessen sich zu einem grossen Teil auf Unterschiede im Wortschatz zurückführen. Dabei spielte nicht nur der Wortschatzumfang, sondern auch die Wortschatztiefe eine wichtige Rolle. Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll im gerade beginnenden SNF-Projekt „Lesen in der Zweitsprache Deutsch“ (LiZD, 2022–2016) die Aufmerksamkeit auf L2-Kinder gelenkt werden, um zu untersuchen, welche Wortschatzbereiche für ihre durchschnittlich weniger erfolgreichen Leseleistungen verantwortlich sind.
Abschliessend soll im Vortrag exemplarisch die Umsetzung von Forschungsergebnissen zum Wortschatz und dessen systematische Förderung in Unterrichtsmaterialien aufgezeigt werden.

Literatur
Biemiller, A. (2012). Teaching Vocabulary in the Primary Grades. In Baumann, J. F. & Kame’enui, E. J. (Hrsg.), Vocabulary Instruction: Research to Practice, 34–50. New York/London: The Guilford Press.
Kilian, J. & Eckhoff, J. (2015). Zur Einführung. In Kilian, J. & Eckhoff, J. (Hrsg.), Deutscher Wortschatz—Beschreiben, lernen, lehren, 1–2. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Nation, P. (2015). Principles guiding vocabulary learning through extensive reading. Reading in a Foreign Language, 27(1), 136–145.
Steinhoff, T. (2009). Der Wortschatz als Schaltstelle des schulischen Spracherwerbs. Didaktik Deutsch, 27, 33–52.

Prof. Dr. Hansjakob Schneider, PHZH & Prof. Dr. Afra Sturm, PH FHNW / Claudia Hefti, PHTG & Prof. Dr. Dieter Isler, PHTG: "Unterrichtsprozesse analysieren – Zugänge der schulsprachdidaktischen Forschung"

In der schulsprachdidaktischen Forschung haben Unterrichtsprozesse als Forschungsgegenstand an Bedeutung gewonnen. Es geht darum, im Schulfeld realisierten Unterricht zu beobachten, zu dokumentieren und zu analysieren. Dabei können verschiedene Datentypen (Audiodokumente, Videodokumente, Transkripte) unterschiedlich untersucht und interpretiert werden, da unterschiedliche Erkenntnisinteressen und damit zusammenhängend auch forschungsmethodische Zugänge leitend sein können. Mit diesem Kolloquiumsbeitrag soll eine Diskussion über Perspektiven und Zugänge in der schulsprachdidaktischen Forschung angeregt werden. Anhand verschiedener Sequenzen aus zwei Forschungsprojekten sollen im Kolloquium die Daten aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert und interpretiert werden.

Afra Sturm und Hansjakob Schneider stellen Daten (Audiodokumente und Transkripte) aus dem SNF-Projekt BASCH vor und erläutern das Erkenntnisinteresse sowie den forschungsmethodischen Zugang. Claudia Hefti und Dieter Isler veranschaulichen mit Videodaten aus dem Projekt EmTiK ein sequenzanalytisches Verfahren. Danach besteht Gelegenheit für eine Diskussion der Potenziale und Grenzen dieser Zugänge für fachdidaktische Forschung.

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